„Jesus aber wusste, dass der Vater ihm uneingeschränkte Macht über alles gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehren würde.“

Johannesevangelium Kapitel 13 Vers 3

Die Fußwaschung von Jesus ist für viele sicherlich eine bekannte Geschichte. Der heutige Vers ist mir diesmal beim Lesen besonders aufgefallen. Denn Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße, obwohl er ganz genau weiß, wer er ist. Und Jesus ist ja nicht nur irgendein Mensch mit besonderer Stellung oder der Chef einer Gruppe von Menschen – Nein, Jesus ist der Schöpfer der Welt. Er ist Gott und hat alle Macht! Eigentlich müsste er in so einer erhabenen Position doch gar nichts tun, oder?

Stell dir doch einmal vor, du hast es in deinem Leben weit gebracht und inzwischen bist du Chef oder Chefin in einer großen Firma. Du hast viel Verantwortung und eine Menge Aufgaben zu erledigen. In deiner Firma sind viele Mitarbeiter. Freundliche, unfreundliche, sympathische und unsympathische Menschen. Würdest du da als Chef/Chefin eine Aufgabe erledigen, die andere auch tun könnten? Schließlich hast du ja große Verantwortung und musst dann ja wohl keine Aufgaben mehr erledigen, die ein Azubi machen könnte.

Nach so langer Zeit, die Jesus mit seinen Jüngern verbracht hatte, hätte er ja auch einen seiner Jünger auffordern können, diesen Dienst zu tun. Schließlich hatte Jesus zuvor schon sehr oft gezeigt, wie man mit seinem Nächsten umgeht und dass man sich selbst zurücknehmen soll. Nach unserer Denkweise wäre es nur allzu verständlich gewesen, einem anderen die Schüssel und das Handtuch zu geben, damit diese Person es dann unter Anleitung durchführen kann – oder nicht?

Diese Begebenheit zeigt uns mal wieder deutlich, dass es bei Jesus nicht einfach um eine Tätigkeit geht, sondern dass da mehr dahinter steckt. Jeder kann Füße waschen und natürlich hätte Jesus einen seiner Jünger auffordern können, das zu tun. Aber es geht nicht in erster Linie um diese Tätigkeit, sondern um die Herzenseinstellung.

Jesus hat ausschließlich Liebe für die Menschen in seinem Herzen. Egal, wer – Jesus ist dieser Person zugewandt und hat Liebe und Erbarmen für sie. Obwohl Jesus weiß, was im Herzen der Menschen manchmal so los ist, hat er unaussprechliche Liebe für sie. Und genau deshalb tut er alles, um Menschen zu sich zu rufen. Obwohl er weiß, dass er der „Boss“ ist, erniedrigt er sich für andere, um zu zeigen, wie Gott tatsächlich ist.

Wie kann man da noch denken, dass Gott böse, rachsüchtig oder gemein ist? Wenn wir solche Gedanken über Gott haben, dann gehen wir wohl eher von uns aus und wie wir in vielen Situationen reagieren würden.

Vergiss aber nie – Gott ist anders! Das zeigt diese Geschichte heute wieder deutlich.

(Fatima Ajdinovic)